Rapierfechten

- italienische Schule -

- Bis alle Bilder und Animationen geladen sind, kann es etwas dauern (siehe Statusleiste). Bitte haben Sie solange Geduld. -

 
Grundstellung
Bitte klicken zum Vergrößern...
Der Fechter steht seitlich zum Gegner, die Seite seines Waffenarmes steht zum Gegner. Der vordere Fuß (das Ausfallbein), der Kopf und der Waffenarm zeigen in Richtung des Gegners, der hintere Fuß (das Standbein) steht in ca. zwei Fußlängen Abstand im Rechten Winkel zum Gegner. Die Beine sind so weit gebeugt, das die Knie jeweils über den Fußspitzen stehen. Das Gewicht ist gleichmäßig auf beide Beine verteilt.
Die unbewaffnete Hand oder Dolchhand befindet sich auf Brust- oder Halshöhe seitlich neben dem Körper; im Gegensatz zum Sportfechten unserer Zeit wurde im Rapierkampf auch eine unbewaffnete Hand zum Angriff oder zur Parade eingesetzt.
 

Darstellung:

Im Standbild wird jeweils der Höhepunkt der Technik gezeigt.
Bitte fahren Sie mit der Maus über die Bilder, damit sie sich bewegen und die Technik zeigen.
(JAVA muss aktiviert sein!)

Beschreibung

(Die Darstellung richtet sich an Rechtshänder)

Literatur


Ausfall:
Der sogenannte stoccata longa3), oder botta lunga4).
Der Ausfall wird mit dem Strecken des Waffenarmes eingeleitet, es folgen beide Beine gleichzeitig. Während sich das Ausfallbein vom Boden löst, stößt sich der Fechter mit dem Standbein kräftig nach vorne. Beide Beine bestimmen die Schnelligkeit des Ausfalls.
Die Bewegung des nichtwaffenführenden Armes dient hauptsächlich zum Ausbalancieren des Gleichgewichts und beeinflusst die Treffsicherheit; zudem beschleunigt sie das Aufstehen in die Grundstellung.

Capo Ferro1)

Klicken zum Vergrößern...






Sottopassato:
Jedes sottopassato ist ein zeitgleicher Gegenangriff während des Angriffs des Gegners, der unter der gegnerischen Klinge hindurch, ohne eine Klingenparade ausgeführt wird.

1. Variante (oben):
Mit diesem sottopassato entgeht der Fechter der gegnerischen Klinge durch das Absenken der Hüfte, das ausfallen in die Ausfallstellung und das Vorbeugen des Oberkörpers. Gleichsam ist dies ein tiefer Ausfall mit gleichzeitigem Schützen des Gesichts mit der linken Hand.
>> Körperparade unter der gegnerischen Klinge und Treffer unter dem Waffenarm des Gegners.
2. Variante (mitte):
Das linke Bein tritt hier sehr weit zurück in die Quart und der Oberkörper wird sehr tief abgesenkt. Die Nichtwaffenhand stützt die tiefe, einem seitlichen Ausfall ähnelnde, Haltung ab. Der Waffenarm wird nach oben vorne gestreckt.
>> Körperparade seitlich / unter der gegnerischen Klinge, Treffer unter dem Waffenarm des Gegners.
3. Variante (unten):
Diese Variante des sottopassato wird so tief ausgeführt, dass man den Körper mit der Nichtwaffenhand abstützen muss. Es ist die tiefste Körperparade im Fechten, da man den Körper fast auf den Boden legt um der gegnerischen Klinge auszuweichen.
Hatte die Körperparade das Entgehen aus einer gegnerischen Fangaktion zur Ursache, so kann aus dieser Position auch, durch das Abdrücken mit der Nichtwaffenhand beim Aufstehen unterstützt, ein Treffer durch einen senkrechten Hieb von unten nach oben gesetzt werden. Ist das Gefecht nicht beendet, so sichert ein solcher Hieb das Aufstehen in die Grundstellung ab.
>> Körperparade unter der gegnerischen Klinge und Treffer in Bauch oder Brust.

Capo Ferro

Klicken zum Vergrößern...


Inquarta:
Wie durch das Sottopassato wird auch durch die Inquartata, auch Mittelflanke, der Gegner durch einen direkten Gegenangriff ohne vorherige Klingenparade verletzt; die Körperparade wird nun jedoch seitlich ausgeführt.
Dies gelingt durch das Ausweichen der Hüfte und des Oberkörpers in die Quart, indem das linke Bein kreuzend hinter das rechte läuft. Streckung des Waffenarms und Balancebewegung des Nichtwaffenarmes.
>> Körperparade seitlich zur gegnerischen Klinge und Treffer in der Quart.

Capo Ferro

Klicken zum Vergrößern...




Ritirato:
Hier wird der Körper aus der Grundstellung nach hinten aufgerichtet. Der vordere Fuß wird mit der Ferse an den hinteren gezogen, die Beine werden durchgestreckt. Die Hüfte knickt ein, der Oberkörper neigt sich nach vorne, der Waffenarm schnellt vor. Diese Aktion verlangt ein sehr gutes Mensurgefühl, da man sehr genau abschätzen muss wie weit die gegnerische Klinge reicht.
>> Körperparade weg von der gegnerischen Klinge und Treffer in Kopf, Schultern oder Waffenarm des Gegners.

Alfieri2)

Klicken zum Vergrößern...


Sottoritirato:
Diese Aktion stoppt einen Gegner in hohen Angriffen. Die Stellung gleicht einem Ausfall mit dem Standbein. Die Hüfte wird abgesenkt, der Oberkörper kippt !kontrolliert! nach hinten der Waffenarm wird nach vorne oben aufgestellt. Der Gegner läuft in der Vorwärtsbewegung seines Angriffes auf.
>> Körperparade nach hinten / unten und Treffer in Bauch, Brust, Hals oder Kopf.

Alfieri

Klicken zum Vergrößern...


Stesso tempo:
Aktionen des stesso tempo sind solche, in denen mit einer gleichzeitigen Aktion sowohl pariert als auch angegriffen wird.
In dieser Aktion des stesso tempo wird mit der Nichtwaffenhand der generische Stich unter dem Waffenarm nach außen pariert und gleichzeitig in den Angriff des Gegners ausgefallen und über dessen Klinge hinweg ein Treffer gesetzt.
>> Hand- oder Dolchparade und Treffer in Gesicht, Hals oder Brust.


Sprungangriff:
Mit dieser Aktion entzieht der Fechter seine Trefferfläche nach oben. Der Fechter springt auf den Gegner zu und trifft diesen in Kopf oder Brust. Während sich der Fechter in der Luft befindet pariert er die gegnerische Klinge weg um nicht in sie hinein zu stürzen.
Dies ist eine sehr riskante Aktion, sie verlangt großes Selbstvertrauen. Sie benutzt das Element der Überraschung, da dieser Angriff in der Lage ist aus der weiten Mensur zu treffen.

1 Ridolfo Capo Ferro, "Gran simulacro dell'arte e dell'uso della scherma", Italien, 1610 - siehe Literaturliste...

2 Francesco Alfieri, "L'arte di ben maneggiare la spada", Italien, 1653 - siehe Literaturliste...

3 Stoccata longa: It. Ausfall nach F. Alfieri, Seite 92

4 Botta lunga = Ausfall nach R. Capoferro Seite 48


Zusammengestellt und kommentiert von Bruno Gransche, 2003

Oben gezeigte Techniken sind meine Interpretationen historischer Quellen. Sie beruhen auf der direkten Übersetzung der Originaltexte und auf langjähriger fechterischer Erfahrung. Diese Seiten sollen dazu dienen dem Laien Einblicke zu gewähren und dem Kundigen meine Interpretation darzustellen. Um konstruktive, fundierte Kritik bin ich natürlich jederzeit dankbar.
Der Übersichtlichkeit halber und aus Verständigungsgründen im Training habe ich eine Namensgebung bei manchen Techniken vorgenommen, da die historischen Quellen keineswegs einheitlich sind und sehr umständlich umschreiben (s.u.). Meine Bezeichnungen sind allerdings linguistisch stark motiviert; d.h. sie sind im Originaltext verankert und bezeichnen das Hauptmerkmal der Technik.
Bezeichnungen wie Inquartata, sottopassato, stesso tempo, usw. dienen hier zur Unterscheidung und Auflistung einiger Techniken. Sie waren keine allgemein, einheitlich benutzten Begriffe. Die Techniken wurden in Figuren (figure) oder Art und Weisen (modi) beschrieben; diese Beschreibungen wären allerdings zu lange für eine Auflistung und wären der Übersichtlichkeit abträglich, sie sind aber in den Beschreibung weitestgehend sinngemäß enthalten.

Beispiel: Inquartata
R. Capoferro, "Gran simulacro dell'arte e dell'uso della scherma", Seite 70:
Original Text R. Capoferro Übersetzung ins Deutsche
"Figura che ferisce della quarta con lo scanso della vita portando la gamba manca incrociata per di dietro alla destra." Figur, die, das linke Bein kreuzweise hinter das rechte setzend mit dem Ausweichen der Hüfte in der Quart verletzt.


Startseite | www.Krifon.de | Impressum